Pfarrkirche Mamming

Pfarrkirche St. Margareta in Mamming

Kirchengeschichte

An dieser Stelle stand seit dem 15. Jahrhundert eine gotische Kirche, die ebenfalls der heiligen Margareta geweiht war.
Sie wurde in der Barockzeit verändert und im 19. Jahrhundert weitgehend neugotisch ausgestattet.

Gegen Ende des 2. Weltkrieges, am 29. April 1945, wurde Mamming von den Amerikanern beschossen. Dabei wurde auch der Kirchturm getroffen. Er stürzte auf die Kirche und zerstörte sie.

Bei dem Beschuss wurde auch der damalige Pfarrer, Herr Josef Heinrich, getroffen und starb. Ein Granatsplitter war ihm in den Unterleib gedrungen. Er hatte noch versucht, eine weiße Fahne auf dem Kirchturm zu hissen.

Pfarrer Heinrich Kaiser, der Nachfolger des verstorbenen Pfarrers Josef Heinrich, bemühte sich sehr um den Neubau der Kirche.
Auch die Mamminger Bevölkerung zeigte einen großartigen Gemeinschaftssinn.
Am 23. September 1947 war bereits die Grundsteinlegung für das neue Gotteshaus.

Am 1. Mai 1949 wurde die Kirche durch den Diözesanbischof Dr. Michael Buchberger konsekriert. Es war die erste Kirche, die nach dem Krieg in der Diözese erbaut wurde.

An der Rückwand vor dem Aufgang zur Orgelempore befindet sich eine Keramikarbeit, die das schreckliche Unglück von 1945 und den Neubau der Kirche dokumentiert. Auf der Tafel steht links: Gott hat Mamming erschütternd heimgesucht. 29. 4. 1945 Vernichtung der Kirche Opfertod des Pfarrers Josef Heinrich. Auf der rechten Seite: Kirchenneubau 1947/49 unter Pfarrer Heinrich Kaiser. Feierliche Konsekration 1. Mai 1949 durch Erzbischof Dr. Michael Buchberger.
Das Bild zeigt Jesus, Petrus und zwei schlafende Jünger (Jakobus und Johannes) am Ölberg. Darunter die Worte Jesu: „Seid bereit, ihr wisst weder Tag noch Stunde“.

Architekt der neuen Kirche war Regierungsbaumeister Friedrich Haindl. Er gehörte zu den bedeutenden Kräften des Kirchenbaues der Nachkriegszeit.

Er konzipierte einen äußerlich schlichten Bau, dessen Gliederung von den großen Rundbogenfenstern und dem mächtigen Rosettenfenster hinter dem Hochaltar mit einem Durchmesser von 4,5m bestimmt ist.

Er entwarf auch wesentliche Teile der Ausstattung: Kirchenbänke, Hochaltaraufbau ohne Figuren, Tabernakel, Mensen der Seitenaltäre, Kanzel, Beichtstühle, Türen und Orgelprospekt.
Damit gelang es ihm, in Zusammenarbeit mit den anderen Künstlern, der Kirche ein sehr einheitliches Gepräge zu verleihen.
Die Kirche ist insgesamt 41m lang und 16m breit, der Turm ist 55m hoch.

Für die bildhauerische Ausstattung konnte Pfarrer Kaiser den Bildhauer Prof. Josef Henselmann verpflichten, seit 1948 Präsident der Akademie der Bildenden Künste in München. (Er gestaltete auch den Hochaltar im Passauer Dom.)

Zentral im Blickfeld der gesamten Kirche steht der Hochaltar. Seine großartige Wirkung erhält der Hochaltar durch die drei monumentalen Figuren von Prof. Josef Henselmann. Christus am Kreuz ist als König dargestellt. Das Kreuz ist 6m hoch. Christus als König am Kreuz soll wohl zeigen, dass der Tod am Kreuz nicht das Ende war, sondern dass auf den Tod die Auferstehung, der Sieg über den Tod, die Himmelfahrt und unsere Erlösung folgte. Und Jesus selbst hat dem Pilatus bestätigt: „Ja, ich bin ein König“.
Die beiden seitlichen Figuren zeigen rechts die heilige Margareta, Patronin der Kirche und links den heiligen Erzengel Michael. Beide erheben sich siegreich über Drachengestalten, die Satan und das Böse allgemein verkörpern.

Die Figuren des Hochaltares sind aus Pappeln geschnitzt, die Henselmann an der Isar ausgesucht hatte. Die Figuren wurden erst später von Leopold Hafner, einem Schüler Henselmanns, mit Silberblech beschlagen. Nach eigener Aussage verwendete Henselmann für seine Figuren immer wieder Silber, um die Aussage einer Skulptur ins Transzendente zu heben.

Hinter dem Hochaltar ist in die Wand ein Rosettenfenster eingelassen. Für die Gestaltung des farbigen Rosettenfensters zeichnete Prof. Josef Oberberger und sein Meisterschüler Herr Bromberger verantwortlich. Herr Oberberger schuf auch zwei vielbeachtete Fenster im Regensburger Dom.

Das Rosettenfenster hat einen Durchmesser von 4,5m und stellt den Schöpfungsbericht dar.
Das zentrale Bild zeigt Gottvater als den Schöpfer von Himmel und Erde. Um ihn herum sind Szenen aus der Schöpfungsgeschichte dargestellt:

Erschaffung der Seetiere und Vögel
Erschaffung der Landtiere
Erschaffung Adams
Adam im Garten Eden
Erschaffung Evas
Versuchung am Baum der Erkenntnis
Vertreibung aus dem Paradies
Geburt Kains

Die Altarplatten der Seitenaltäre sind wie beim Hochaltar aus Juramarmor hergestellt. Darüber stehen links Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm und rechts der heilige Josef mit einer Lilie in der rechten Hand. Diese beiden Skulpturen stammen auch, wie die Figuren am Hochaltar, von Prof. Henselmann.

Das vergoldete Relief auf der Vorderseite der Kanzel zeigt den auf dem Meer wandelnden Jesus und Petrus, der im Wasser versinkt. Die Szene ist mit dem Text erläutert: „Warum hast du gezweifelt?“

Vielleicht ein Bild für die Aussage, dass man nicht untergehen werde, wenn man am Wort Gottes, das ja auch von der Kanzel verkündet wird, nicht zweifelt, auch wenn man nicht alles versteht oder erklären kann.

Prof. Josef Hillerbrand gestaltete die Langhausdecke und entwarf eine dezente Dekoration aus stilisierten Blüten auf graublau gefärbtem Grund. Die Decke trägt die Inschrift: „Dich Gott loben wir – dich o Herr bekennen wir – dich den ewigen Vater betet in Ehrfurcht der Erdkreis an.“

An den Wandpfeilern der Kirche sind folgende Heiligenfiguren angebracht: Rechts – auf der Männerseite – der hl. Sigismund, der hl. Laurentius, der hl. Wolfgang und der hl. Heinrich.
Sie werden sich vielleicht fragen, warum gerade diese Heiligen?

Zum hl. Sigismund gibt es seit über 500 Jahren die Wallfahrt von Mamming nach Freising.
Der hl. Laurentius ist auch Patron der Nebenkirche in Seemannskirchen,
der hl. Wolfgang Patron der Diözese Regensburg,
der hl. Heinrich hat vor über 1000 Jahren seine Güter in Mamming und einigen Nebenorten (Pilberskofen, Heilberskofen, Bachhausen, Adlkofen, Hirnkofen, Graflkofen) dem neu gegründeten Bistum Bamberg und damit der Kirche geschenkt.

Links – auf der Frauenseite – sind die heilige Magdalena, die heilige Katharina und die heilige Barbara dargestellt.

Die heilige Magdalena ist Patronin der Nebenkirche in Graflkofen,
die heilige Katharina und die heilige Barbara zählen, wie auch die heilige Margareta, zu den 14 Nothelfern.

Die Brüstung der Orgelempore zieren – von links – die aus Stuck geformten Heiligenfiguren Isidor, Leonhard, Notburga und Wendelin. Es sind sogenannte Bauernheilige, die oft von der ländlichen Bevölkerung besonders verehrt und um ihren Beistand angerufen wurden. In der Mitte ist die Wallfahrt nach Freising dargestellt.

Eine wesentliche Bereicherung der Kirche bildet der Kreuzweg, der seit 1952 in der Kirche ist. Geschaffen hat ihn Herr Anton Rückel, ein Schüler Henselmanns. Es ist eine Keramikarbeit, die mit einer Glasur aus Metall und Glas versehen wurde. Ein Kunstwerk dieser Art wird man in Deutschland kaum finden.

Im Nordwesten der Pfarrkirche befindet sich die Kriegergedächtniskapelle. In ihr steht eine überlebensgroße Pieta, die Prof. Henselmann bereits 1925 geschaffen hatte und für die er auf einer sakralen Kunstausstellung in Rom ausgezeichnet wurde.

Auch Pfarrer Josef Heinrich, der bei der Beschießung Mammings am 29. April 1945 ums Leben gekommen war, ist hier bestattet.

Selbstverständlich mussten aber auch in dieser Kirche im Laufe der Zeit Reparaturen, Sanierungen und Änderungen vorgenommen werden.

So wurden Ende der 60er Jahre die Kommunionbänke entfernt und ein Volksaltar errichtet.

Das Geläut und das Uhrwerk wurden elektrifiziert, auch eine Lautsprecheranlage und eine elektrische Liederanzeige wurden eingebaut.

1986 wurde die ursprüngliche Schieferdachung des Turmes aus Sicherheitsgründen durch ein Kupferdach ersetzt.

Eine wesentliche Bereicherung erfuhr die Kirche in den 90er Jahren. Unter Pfarrer Johann Federhofer wurde die Kirche mit einer neuen Sandtnerorgel (22 Register) ausgestattet. Neue Bänke wurden eingebaut und der Glockenklang wurde durch drei neue Bronzeglocken wesentlich verbessert. Unter Pfarrer Alfred Wölfl wurden u.a. auch die Beichtstühle und die Türen restauriert.

Das Gotteshaus gilt heute als ein wichtiger Vertreter des vorkonziliaren Kirchenbaues in unserer Region. Die Ausstattung der Mamminger Pfarrkirche wurde bereits in das offizielle Denkmälerverzeichnis des Freistaates Bayern aufgenommen.